Wie wähle ich die richtige Baumart?

Die Klimastudie aus dem Jahr 2007 für Niederösterreich gibt einen Ausblick auf die möglichen Probleme, die am Ende dieses Jahrhunderts auf unsere derzeitige Baumartenzusammensetzung zukommen können.

Je nach Standort könnten, laut Studie, bis zu 50 Prozent der Fichten im Waldviertel in arge Bedrängnis kommen. Vor allem, weil die Schäden durch Borkenkäfer drastisch zunehmen werden. Der Zuwachs kann um fast 50 Prozent sinken. Die letzten Jahre und vor allem 2017 zeigen deutlich, dass dieses Szenario früher kommen kann, als uns lieb ist.

Wie darauf reagieren?

Nach jeder Nutzung, ob gewollt oder ungewollt, müssen sich Waldbesitzer entscheiden, welche Baumarten sie auf der Freifläche setzen sollen. Da die heute gesetzten Bäume das Ende dieses Jahrhundert erreichen sollten, werden sie in wenigen Jahrzehnten die Veränderungen spüren. Falsch wäre es, ab sofort die Baumartenzusammensetzung radikal zu ändern. Man sollten jedoch jetzt schon die Veränderungen berücksichtigen.

Welche Baumarten aufforsten?

Ein erster Schritt ist zunächst die Bestimmung der natürlichen Baumartenzusammensetzung auf der aufzuforstenden Fläche. Dies geschieht am einfachsten auf www.herkunftsberatung.at durch Eingabe der Katastralgemeinde. Ideal wäre eine Standortkarte, die jedoch in der Regel nicht vorhanden ist. Eine selbst erstellte Planungsunterlage kann Ersatz dafür sein.

Am wichtigsten sind die Wasserhaushaltsverhältnisse auf der Fläche, weil sie in Zukunft bei sinkenden Niederschlägen entscheidend sind. Wo die Wasserverhältnisse optimal sind, wie auf Mittel- und Unterhangstandorten, kann man zunächst weiter mit der Fichte arbeiten. Überall, wo dies nicht so ist, muss man zusätzlich mit anderen Baumarten arbeiten. Vorsicht ist auf Oberhang- und Kuppenstandorten sowie auf Verebnungen wegen Staunässe zu achten.

Wasserbedarf beachten

Über 70 Prozent der in Niederösterreich vorhandenen Baumarten haben einen mittleren bis großen Wasserbedarf. Dies ist bei sinkenden Niederschlägen zu berücksichtigen. Mischbestände haben gegenüber Fichtenreinbeständen eine zwei- bis 2,5 fache Wurzelmasse und dadurch eine wesentlich höhere Ausnutzung des Standortpotentials und damit der Wasserreserven.
Labile Fichtenbestände kann man im Schutze des sich auflösenden Altbestandes umwandeln mittels

  • Unterbau und Voranbau mit Pflanzen, vor allem bei Tanne und Rotbuche, oder
  • durch Saat bei Kiefer und Eiche.

Guter Start für Naturverjüngung

Wer vorausschauend denkt, pflanzt auf allen Flächen immer wieder Nester und Gruppen mit den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft. Dazu gehören Eiche, Rotbuche und Tanne, die mit trockeneren Bedingungen besser zurechtkommen. Damit schafft man eine gute Ausgangsposition für eine künftige Naturverjüngung.
Es sollten Mischbaumarten forciert werden, die dem Klimawandel standhalten, weil sie über ein hohes Anpassungsvermögen verfügen.
Das Anpassungsvermögen ist hoch, wenn Baumarten über

  • eine breite ökologische Amplitude,
  • einen kurzen Produktionszeitraum,
  • eine schnelle Generationsfolge,
  • hohe genetische Vielfalt,
  • rasche Besiedlung größerer Freiflächen und
  • eine hohe Regenerierbarkeit nach Verletzungen verfügen.

Dies können in reinen Fichtenbeständen auch Baumarten der Vorwaldgesellschaft sein, wie Pappeln, Erlen, Weiden und Birken. Diese Baumarten verbessern die Standorte durch das leicht abbaubare Laub.
In Zukunft werden bei den Hauptbaumarten die Eichen und Kiefern, teilweise auch Buchen an Bedeutung zunehmen und Fichten zurückgedrängt werden.

Nicht nur heimische Baumarten

Die Baumartenwahl wird sich in Zukunft nicht nur auf heimische Baumarten beschränken können, wie es von Umweltschützern gefordert wird. Wir brauchen zusätzliche Baumarten mit anderen Toleranzgrenzen, mit denen Forstwirtschaft betrieben werden kann. Es gibt schon jetzt eine Reihe von Baumarten, die sich in Österreich etabliert haben, wie die Douglasie, die Küstentanne, die Roteiche, die Robinie oder die Schwarznuss. Es ist notwendig, in den nächsten Jahren weitere Versuche mit neuen Baumarten zu beginnen, um flexibler auf die Veränderungen reagieren zu können.
Ein Vergleich der Klimadiagramme zeigt, dass in wenigen Jahrzehnten das Klima im Raum St. Pölten mit dem von Südmazedonien zu vergleichen ist. Dort wachsen hauptsächlich Zerr- und Flaumeichenwälder mit denen kaum rentabel gearbeitet werden kann.

Nadelholz auch in Zukunft wichtig

Nadelholz wird auch in Zukunft wichtig für unsere Wirtschaft sein. Deshalb muss für viele Gebiete der alte Spruch gelten: „So viel Nadelholz wie möglich und so viel Laubholz wie nötig“. Beim Nadelholzanbau in den Tieflagen muss man beachten, dass der Anteil nicht zu hoch sein kann. Fichte sollte aus Naturverjüngung übernommen werden und bei Aufforstungen, je nach Standort, maximal 30 bis 50 Prozent Anteil einnehmen. Die Fichte sollte als Zwischennutzung in kurzer Umtriebszeit bewirtschaftet werden.
Kiefer sollte aus Gründen der Qualitätsentwicklung nur aus Naturverjüngung stammen. Bei Aufforstungen ist eine Astung günstig.
Tanne schließt tiefere Bodenschichten auf und nutzt dadurch mehr Wasser. Sie verbraucht aber selbst viel Wasser.
Lärche sollte auf nicht allzu trockene Standorte gepflanzt werden.
Douglasie hat sich auf trockenen Standorten bewährt, nicht jedoch auf Böden mit freiem Kalk. Kleinflächig sollte man durchaus andere fremdländische Baumarten probieren.

Laubholz intensiv pflegen

Wenn Laubholz gesetzt wird, dann nur, wenn es auch intensiv gepflegt wird. Ungepflegte Laubholzkulturen eignen sich meist nur zur Brennholzproduktion. Für die Laubholzbewirtschaftung hat sich das so genannte Q/D-Prinzip etabliert, welches für eine Erziehung zu Qualitätsholz unerlässlich ist.

Herkunft zählt

Ein wichtiger Punkt ist beim Pflanzenkauf auch die Herkunftswahl. Die Herkunftsfrage wird bei der Klimadiskussion noch eine entscheidende Rolle spielen. Dabei kann auch die Herkunft aus anderen Gebieten, die besser an die Veränderung angepasst sind, ein Thema werden. Dazu sind jedoch noch Herkunftsversuche wichtig, wie sie zurzeit mit der Eiche verfolgt werden.

NÖ Waldbauempfehlungen

Seit 2013 gibt es in Niederösterreich ein Waldbaukonzept, erarbeitet von der Universität für Bodenkultur in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich und der LK Niederösterreich.
In den Empfehlungen werden je zwölf Nadel- und Laubwaldbestockungszieltypen empfohlen und von der Aufforstung bis zur letzten Pflegemaßnahme beschrieben. Sie basiert auf einer Standortgrundlage, mit den Parametern Boden, Wasserhaushalt, Exposition, Seehöhe und Wuchsgebiet. Zu den einzelnen Bestockungszieltypen werden die passenden Mischbaumarten aufgezählt. Dieses sehr umfassende Werk soll in Zukunft den Waldbesitzern und Beratern ein Wegweiser in Richtung klimafitte Wälder sein.
Die Unterlage ist nicht in gedruckter Form erhältlich. Man kann sie unter www.noe.lko.at, Suchwort „NÖ Waldbauempfehlungen“ downloaden.

NÖ Waldbauempfehlungen

Seit 2013 gibt es in Niederösterreich ein Waldbaukonzept, erarbeitet von der Universität für Bodenkultur in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich und der LK Niederösterreich.
In den Empfehlungen werden je zwölf Nadel- und Laubwaldbestockungszieltypen empfohlen und von der Aufforstung bis zur letzten Pflegemaßnahme beschrieben. Sie basiert auf einer Standortgrundlage, mit den Parametern Boden, Wasserhaushalt, Exposition, Seehöhe und Wuchsgebiet. Zu den einzelnen Bestockungszieltypen werden die passenden Mischbaumarten aufgezählt. Dieses sehr umfassende Werk soll in Zukunft den Waldbesitzern und Beratern ein Wegweiser in Richtung klimafitte Wälder sein.
Die Unterlage ist nicht in gedruckter Form erhältlich. Man kann sie unter www.noe.lko.at, Suchwort „NÖ Waldbauempfehlungen“ downloaden.
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